Wie gelingt der Umstieg auf eine klimafreundliche Wärmeversrgung vor Ort? Unsere Handlungsempfehlungen zeigen, welche Schritte Ihre Kommune jetzt gehen kann, um die Wärmewende umzusetzen. Dabei stehen praxisnahe Lösungen, soziale Ausgewogenheit und die Einbindung lokaler Akteure im Mittelpunkt.
Bundesland
Schleswig-Holstein
Einwohner:innen
16.024
Fläche
14,4 km2
Bevölkerungsdichte
1.112,78 Einwohner:innen je km2
Besonderheiten
Hohes Geothermie-Potenzial
Viele grüne Wärmenetz-Potenziale
Hoher Gasanteil
Hohe Gebäudeeffizienz
Wie in vielen anderen Gebieten auch, nimmt die Kommune in der Wärmewende die Rolle der Kümmerin ein. Sie setzt sich in unterschiedlichsten Funktionen rund um den Wärmeplanungsprozess für ihre Bürger:innen und das Gelingen der Transformation ein. Mit der Wärmeplanung wurden der Kommune formell wichtige Aufgaben vom Gesetzgeber übertragen. Gleichzeitig ist sie durch ihre Nähe zu den Bürger:innen besonders gefragt, wenn es darum geht Vertrauen und Akzeptanz aufzubauen. Im Prozess der Wärmeplanung kommen einige Aufgaben auf die Kommune zu. Einige der Handlungsempfehlungen des WärmeGuides sind bereits vor dem Abschluss der Wärmeplanung umsetzbar. Denn die Kommune kann vorzeitig aktiv werden, indem sie Akteure anspricht und mobilisiert, Strukturen schafft und die benötigten Ressourcen aufbaut. So ist sie auch für die langfristig angelegte Transformationsplanung, die sich an die Wärmeplanung anschließt, optimal vorbereitet.
Planerin / Reguliererin – legt Ziele sowie räumliche Auflösung fest und schafft die rechtlichen Rahmenbedingungen.
Beraterin / Promoterin – informiert, motiviert und bringt Akteure zusammen.
Anbieterin / Versorgerin – stellt eigene Angebote bereit oder entwickelt Infrastrukturen.
Vorbild / Verbraucherin – geht mit gutem Beispiel voran und setzt selbst klimafreundliche Lösungen um.
Planerin und Reguliererin
Frühzeitige Integration der Wärmeplanung in die Bauleitplanung ermöglicht es, Flächen zu sichern und geeignete Standorte zu identifizieren. Vorausschauende Flächenplanung ist entscheidend für die Wärmewende, da sie die spätere Umsetzung von Projekten erleichtert.
Was Preetz konkret tun kann:
Rahmenbedingungen festlegen: Durch Bebauungspläne, Satzungen oder städtebauliche Verträge können technische Standards, Anschlussverpflichtungen oder Vorgaben für erneuerbare Energien definiert werden.
Versorgungsflächen ausweisen: Festsetzung von Flächen und Gebieten für Wärmeerzeugungsanlagen im Flächennutzungsplan (z. B. Solarthermie, Großwärmepumpen, Geothermie) sowie Trassenkorridore für Wärmenetze.
Genehmigungsverfahren vereinfachen: Straffung und Bündelung von Verwaltungsprozessen, um Projekte schneller umsetzen zu können.
Planungsprozesse koordinieren: Abstimmung der Wärmeplanung mit der Stadtentwicklungsplanung und Kopplung mit anderen Infrastrukturprojekten wie Stromnetzausbau, Wasserversorgung oder Glasfaserausbau, um Synergien zu nutzen und Kosten zu senken.
Planungssicherheit schaffen: Klare Zielvorgaben und verbindliche Zeitpläne erhöhen die Verlässlichkeit für Bürger:innen, Energieversorger:innen und Investor:innen.
Zukunftssichere Quartiersplanung fördern: Integration von Wärmeversorgungslösungen direkt in die Entwicklung neuer Baugebiete oder die Sanierung bestehender Quartiere.
Beraterin und Promotorin
Die Wärmewende ist ein langfristiger Prozess, der bereits begonnen hat und alle Menschen in der Kommune betrifft. Kommunen nehmen – nicht zuletzt durch die Wärmeplanung und der darin festgeschriebenen Einbindung zentraler Akteure – die Schlüsselrolle ein. Sie können den Wandel verständlich, transparent und gemeinsam mit der Bevölkerung gestalten. Mit vergleichsweise einfachen Mitteln können Kommunen Akzeptanz fördern, Vertrauen schaffen und Mitwirkende gewinnen.
Was Preetz konkret tun kann:
Zielgruppengerecht und verständlich kommunizieren: Viele Menschen brauchen Orientierung und Unterstützung – besonders bei komplexen technischen Entscheidungen. Gute Begleitung hilft Informationshürden abzubauen und Vorbehalte zu verringern. Unterschiedliche Kommunikationskanäle erreichen möglichst viele Menschen in Preetz.
Frühzeitig und transparent informieren: Offene Kommunikation über Ziele, Maßnahmen, Vorteile und mögliche Auswirkungen der Wärmewende vor Ort schafft Vertrauen, erhöht die Akzeptanz und sorgt für Planungssicherheit.
Beteiligung ermöglichen: Regelmäßige Informationsveranstaltungen, Dialogformate und digitale Beteiligungsformate machen Bedarfe sichtbar und bringen lokale Perspektiven, Erfahrungen und Anliegen in die Planung ein. Dabei sollten Gruppen, die in klassischen Verfahren oft unterrepräsentiert sind – etwa Mieter:innen, Menschen mit geringen Deutschkenntnissen oder ältere Menschen - gezielte Aufmerksamkeit bekommen. Unterstützung leisten Ortsteilmanagements, Sozialträger oder Integrationsbeauftragte.
Information und Beratung niedrigschwellig anbieten:
Digitale Infoportale geben einen Überblick und machen Informationen einfach zugänglich. Unterschiedliche Darstellungsmöglichkeiten, wie interaktive Karten, können Planungen anschaulicher machen.
Beratungsangebote, wie mobile Energieberatungen oder Quartierssprechstunden, können Eigentümer:innen, Mieter:nen oder Gewerbetreibenden konkrete Lösungen aufzeigen und diese zum Handeln motivieren. ein.
Förderangebote: Mit eigenen Förderprogrammen können Kommunen gezielt unterstützen – etwa mit: Zuschüssen für bestimmte Haushaltsgruppen, Bonusregelungen, oder als Ergänzung zu staatlichen Förderprogrammen. Ein besonders wirksames Modell sind Leasing- oder Contracting-Angebote: Hier übernehmen z. B. Stadtwerke oder externe Anbieter:innen die Investitionskosten und Wartung – die Haushalte zahlen eine monatliche Rate. Das eignet sich vor allem für Eigentümer:innen mit wenig Eigenkapital oder technischen Unsicherheiten. Kommunen können solche Angebote koordinieren, bewerben oder sogar über Stadtwerke selbst aufsetzen.
Interkommunale Netzwerke aufbauen und nutzen: Die Zusammenarbeit über Gemeindegrenzen hinweg bündelt Fachwissen, reduziert Planungsaufwand sowie Kosten und erleichtert die Beantragung von gemeinsam Fördermitteln. Vor allem kleinere Städte und Gemeinden profitieren von dieser Vernetzung und Kooperation mit Nachbarkommunen.
Vorbild und Verbraucherin
Kommunen können durch eigenes Handeln mit gutem Beispiel vorangehen und zeigen, wie klimafreundliche Wärmeversorgung funktioniert. Dadurch können sie die Akzeptanz sowie die Motivation der Bevölkerung fördern. Durch konsequente Umsetzung der folgenden Maßnahmen wird die Kommune nicht nur selbst energieeffizienter, sondern stärkt auch ihre Rolle als glaubwürdige Vorreiterin der Wärmewende.
Was Preetz konkret tun kann:
Modernisierungs- und Sanierungsmaßnahmen in kommunalen Gebäuden durchführen: Die Kommune kann durch entsprechende Maßnahmen für eine verbesserte Energieeffizienz in Schulen, Kitas, Rathäusern, Sporthallen und Verwaltungsgebäuden sorgen. So sind etwa bei Neuanschaffungen von Heizungsanlagen Systeme mit einem Anteil erneuerbarer Energien zu installieren oder bestimmte Effizienzstandards bei Neubauten und Sanierungen zu beachten.
Kommunale Einrichtungen einbeziehen: Kommunale Liegenschaften sind oft optimale Ankerkunden für die Realisierung eines Wärmenetzes. Andere Liegenschaften mit hohem Wärmeverbrauch können wiederum als Wärmequelle für ein Wärmenetz dienen.
Pilotprojekte realisieren: Tests neuer Technologien wie saisonale Wärmespeicher oder kalte Nahwärmenetze, um Erfahrungen für spätere Großprojekte zu sammeln.
Öffentlichkeitswirksame Projekte: Sichtbare Maßnahmen, z. B. Solarthermie-Anlagen auf Schulen oder Rathäusern, mit Informationstafeln und Online-Dashboards zu Energieerträgen.
Anbieterin und Versorgerin
Die lokale Wärmeversorgung kann in verschiedenen Betreibermodellen – privat, öffentlich, genossenschaftlich – organisiert sein. Je nach Organisationsform hat die Kommune unterschiedliche Einflussmöglichkeiten als Versorgerin und Anbieterin zu agieren.
Was Preetz konkret tun kann:
Erneuerbare Kommunale Wärmenetze: Kommunen können in Zusammenarbeit mit eigenen Energieversorgungsunternehmen, Energiegenossenschaften, lokalen Betreibergesellschaften und überregionalen Energieversorgern Wärmenetzsysteme mit einem hohen Anteil erneuerbarer Energien aufbauen, erweitern und betreiben.
Erschließung erneuerbarer Wärmequellen unterstützen: Energieversorgungsunternehmen (EVU) müssen den Anteil erneuerbarer Energien in den Wärmenetzen bis 2040 stetig erhöhen. Für eine verlässliche Planung muss das EVU, z. B. das Stadtwerk, einen Transformationsfahrplan für die Dekarbonisierung der Wärmenetze vorlegen. Die Erstellung eines solchen Fahrplans kann die Kommune vorantreiben. So kann sie bzw. das EVU von der Bundesförderung effiziente Wärme (BEW) Gebrauch machen.
Bürger:innen beteiligen: Modelle wie Energiegenossenschaften, Contracting-Angebote oder Bürgerbeteiligungsfonds eignen sich zur Finanzierung und Akzeptanzsteigerung und können agesetzt, unterstützt und beworben werden.
Interkommunale Versorgungslösungen finden: Gemeinsamer Betrieb von Anlagen und Netzen über Gemeindegrenzen hinweg, um Wirtschaftlichkeit zu erhöhen.
Die Menschen in Preetz sind ein zentraler Teil der Wärmewende. Mit klarer Information, offener Kommunikation und konkreter Unterstützung kann die Wärmewende sichtbar und gemeinsam gelingen.